Seit August 2019 haben sie das Zepter in der Hand: Marcel Banz und Michelle Weyandt führen voller Tatendrang seit Beginn diesen Schuljahres das Internat des Eifel-Gymnasiums in Neuerburg. In einem Interview gaben sie nun Einblicke in ihre ersten Eindrücke, Erfahrungen und Zukunftspläne an ihrer neuen Wirkungsstätte.

SEG: Wie war Ihr erster Eindruck, als Sie zum ersten Mal das Internat des Eifel-Gymnasiums betraten?

M. Banz: Mit einem vollbeladenen Auto kam ich das erste Mal auf dem Parkplatz des Internats an. Als ich ausstieg, standen schon zwei Jugendliche vor mir und boten mir ihre Hilfe an. Mein erster Eindruck war also durchweg positiv. Insbesondere die Atmosphäre hat mir sehr imponiert. Obwohl ich nur wenige Kilometer von Neuerburg entfernt lebe, war mir das Internat zwar bekannt, die Größe, die kulturelle Vielfalt und die Attraktivität als Arbeitsplatz aber nicht bewusst – mein erster Gedanke war: „Hier kann man sich wohlfühlen“. Ich hatte auch direkt das Gefühl, „Willkommen“ zu sein.

SEG: Nun sind Sie schon einige Monate bei uns. Wie sehen Sie das Internat jetzt?

M. Weyandt: Ich denke, dass das Internat zurzeit sehr gut belegt ist. Auch an den Wochenenden bleiben viele der Schülerinnen und Schüler gerne im Internat und verbringen ihre Freizeit dort. Ich denke das liegt daran, dass es sehr viele Freizeitmöglichkeiten sowohl während der Woche als auch am Wochenende gibt. Hierbei sind die sportlichen Angebote sehr beliebt. Es wird ein großer Wert auf Struktur gelegt und darauf geachtet, dass ein guter Umgang in der Gemeinschaft untereinander geführt wird.

SEG: Sie sind sehr junge Teamleiter. Welche Wirkung hat das auf die Ihnen anvertrauten Internatsschülerinnen und -schüler, aber auch auf das Team?

M. Banz: Am Anfang war es sicherlich ungewohnt für die Internatsschülerinnen und -schüler. Die Akzeptanz gewinnt man meiner Meinung nach jedoch nicht durch bloße Autorität oder durch äußerliche Faktoren wie das Alter, sondern vielmehr durch einen positiven Beziehungsaufbau und eine ehrliche sowie kalkulierbare Art. Im Team hatte ich von Anfang an das Gefühl, voll akzeptiert zu sein. Ich denke, es wäre überheblich und fahrlässig den Anspruch zu haben, alles besser zu wissen. Vielmehr ist es für mich wichtig, die wertvollen Erfahrungen der Kolleginnen/Kollegen, die teilweise viel länger im Internat arbeiten, als wichtige Grundlage zu sehen und gemeinsam an der Weiterentwicklung des Internats zu arbeiten.

SEG: Was mögen Sie an Ihrem Beruf besonders, was finden Sie schwierig?

M. Weyandt: Besonders gut gefallen mir die Möglichkeiten und die Vielfältigkeit, die einem offen stehen und die man selbst gestalten kann. Ganz oft lässt sich das Ergebnis einer guten pädagogischen Arbeit an den Jugendlichen erkennen und man sieht den Erfolg seiner Arbeit. Schwierig ist es, die Schülerinnen und Schüler im Jugendalter zu motivieren. Selbst wenn man gute Pläne hat, von denen man selbst begeistert ist oder die Vorschläge sogar von den Internatsbewohnern selbst kamen, fehlt es ganz oft an Motivation bei der Umsetzung gewisser Projekte.

SEG: Unserer Idealvorstellung nach sollte das Internat ein zweites Zuhause sein. Ist das realistisch?

M. Banz: Ich denke, das ist nicht nur realistisch, sondern dies sollte unser stetiger und täglicher Anspruch im Internat sein. Das wichtigste Gut unserer Arbeit sind die Jugendlichen. Daher ist es grundlegend, sich mit ihren Bedürfnissen und individuellen Situationen zu befassen. Nur so kann es uns gelingen, eine Atmosphäre zu schaffen, die den Charakter von „Zuhause sein“ verkörpert und Werte wie Geborgenheit, Sicherheit sowie einen Wohlfühlcharakter vermitteln kann. In der Entwicklung junger Menschen ist es essentiell, dass sie beständige und verlässliche Strukturen haben, in denen sie sich und ihre Grenzen austesten können, immer aber auch einen verlässlichen Rückhalt sowie einen klaren Regelrahmen verspüren. Diese Strukturen wollen wir im Internat bieten. Der Begriff der „Internatsfamilie“ ist dabei aus meiner Sicht ein geeigneter Grundsatz für die tägliche Arbeit. Um dem Anspruch dieses Wortes auch gerecht zu werden, gilt es, sich ständig daran zu messen und sein pädagogisches Handeln danach auszurichten. 

SEG: Was sind für Sie die Besonderheiten des Internats?

M. Weyandt: Durch die Sprachkurse, die in der Schule stattfinden, leben sehr viele Nationalitäten unter einem Dach. Hierdurch wird Toleranz besonders großgeschrieben. Außerdem ist die große Diversität der Schüler für alle ein Gewinn, denn dadurch leben die Jugendlichen im täglichen Alltagsgeschehen ein respektvolles Miteinander.

M. Banz: Eine große Besonderheit ist für mich auch die gelebte Demokratie. Durch den Heimrat als demokratische Institution innerhalb der Internatsgemeinschaft, haben die Jugendlichen die Möglichkeit, sich partizipativ ins Internatsleben einzumischen und ihr Umfeld aktiv mitzubestimmen. Natürlich sind auch die räumlichen Gegebenheiten und die Infrastruktur eine Besonderheit, weil man diese Ausstattung in vielen anderen Einrichtungen vergeblich sucht. Hinzu kommt der Monatsbeitrag von 300 Euro inklusive Vollverpflegung. Dieser kann so günstig angeboten werden, weil das Land Rheinland-Pfalz den restlichen Betrag aufstockt. Aus meiner Sicht ist das eine sehr moderate Kostenpauschale, die jedem eine Unterbringung im Internat ermöglicht. Darüber hinaus gibt es ja noch die Möglichkeit, unter Darlegung entsprechender Kriterien, einen Freiplatz zu erhalten. So ist das Leben im Internat für jeden möglich.

SEG: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Eifel-Gymnasium?

M. Weyandt: Da Frau Lessel, die Mittelstufenleiterin, als Bindeglied zwischen Internat und Schule agiert und wir eng zusammenarbeiten, bekommen wir sehr viel aus dem Schulleben mit. Wir erfahren von Veranstaltungen, Ausflügen oder eventuellen Vorkommnissen in der Schule. Auch die Schüler erzählen uns täglich Neuigkeiten aus dem Schulalltag. Die Zusammenarbeit mit dem Lehrerkollegium ist ebenfalls sehr unkompliziert. Ein Austausch findet meist im Lehrerzimmer oder per E-Mail schnell und einfach statt. Zudem nehmen wir regelmäßig an den Konferenzen teil und sind in die Planung von Schulveranstaltungen involviert.

SEG: Angenommen, Sie hätten die Möglichkeit, einen Tag ganz nach Ihren Wünschen frei zu gestalten. Beschreiben Sie einmal!

M. Banz: Das ist einerseits ein reizvoller, zugleich aber auch ein anspruchsvoller Gedanke. Dieser Tag wäre in jedem Fall von gemeinschaftlichen Aktivitäten mit allen Jugendlichen und allen Erzieherinnen/Erzieherin geprägt. Eine Art Teambuilding-Tag für die Internatsgemeinschaft. Spontan würde mir da ein Ausflug in den Hochseilgarten nach Traben-Trarbach einfallen. Anschließend eine gemeinsame Wanderung in den Weinbergen an der Mosel. Zum Abschluss dürfte definitiv ein reichhaltiges Buffet in der Mensa, wie an der Internatsweihnachtsfeier, und ein gemütliches Beisammensitzen nicht fehlen. Dann wären wirklich fast alle Wünsche an einem Tag erfüllt.

Interview Internatsleitung Presse
Foto: Dr. Jens Kemper

von links nach rechts: Michelle Weyandt, Irina Flohr, Marcel Banz